14.7.2013 – ETCC Pergusa – Sieg für Ulrike

Die vierte Station der ETCC war zum ersten Mal in der laufenden Saison von der WTCC abgekoppelt und führte Ulrike nach Pergusa auf Sizilien. Wegen der Abkopplung von der WTCC konnte man die Rennen rund um den Lago di Pergusa live auf Eurosport verfolgen, wobei die Super1600 leider wie immer wenig im Bild waren, diesmal spielten sich allerdings einige Schlüsselszenen bei der 1600ern ab, während sie gerade von den Super2000 überholt wurden, und so waren sie etwas besser im Bild als sonst.
Bei 33 Grad Außentemperatur im Schatten (aber wo war der) musste das Team sich um die Regenreifen nicht kümmern, aber es war die Frage, wie das Auto bei diesen Temperaturen funktionieren würde.
Die Strecke in Pergusa ist nur mässig frequentiert, und so waren auch bei diesem Event ausser der ETCC nur noch die sizilianischen Minicars am Start, aufgemotzte Miniatur-Fiats älteren Baujahrs, genauso breit wie lang, die an Karts mit aufgesetzter Karosserie erinnern. Es gab deshalb auch keine Freitags-Tests, da an den beiden Wochenend-Tagen noch reichlich Luft im Zeitplan war.
Nach 2 Test-Sessions von zusammen 3 Stunden und dem freien Training war dann am Samstag-Nachmittag das Qualifying angesetzt. Ulrike konnte in der halben Stunde die viertbeste Zeit fahren, eine Sekunde hinter dem Ersten. Das bedeutete Startplatz 3, weil der zweitschnellste Bruckner nach hinten versetzt wurde, da er nicht ganz korrekt gekleidet zum Quali erschien. Nun, auch bei über 30° ist man mit langer Unterhose immer passend gekleidet. Schlüsselstellen für schnelle Rundenzeiten waren zwei Schikanen mit sehr hohen Curbs. Wenn man geradeaus drüber fuhr, war man eine Sekunde schneller aber das Auto wurde sehr in Mitleidenschaft gezogen. Ulrike hatte im Training schon einen Differentialschaden und verzichtete für Quali und Rennen auf diese Brachialmethode.
Der Start zum 1. Rennen funktionierte gut, noch besser bei Bruckner, der sich schon auf den Platz hinter Ulrike gefahren hatte, als das Safety-Car herauskam. Die Ukrainerin Niks hatte ihren Fiesta hochkant mitten in die Schikane gestellt (das war wohl Niks). Ausgelöst wurde das ganze durch das Befahren der Schikane wie oben beschrieben. Da Bruckner nun direkt hinter Ulrike war, hatte sie ihn das ganze Rennen im Genick. Als in der vorletzten Runde Ulrikes Teamkollege Luciano, der bis dahin geführt hatte, mit einem lange vorhersehbaren Motorschaden ausfiel, rückte Ulrike kurzzeitig auf Platz 2 vor. In der letzten Runde konnte Bruckner im Überrundungsgetümmel direkt an Ulrikes Heck fahren und dann aus dem Windschatten heraus unter gelb überholen. Ulrike hatte damit ihre Startposition ins Ziel gebracht.
Das zweite Rennen mit stehendem Start begann Ulrike von Startplatz zwei (Bruckner musste wieder von hinten losfahren). Der Start von Ulrike war mittelprächtig. Lukas und Bruckner gingen vorbei. Auf dem vierten Platz blieb Ulrike aber nicht lange, denn nach einer halben Runde rollte Krammes mit Getriebeproblemen aus (die Schikanen ließen grüssen). Es war dann ein Dreierpack mit Lukas, Bruckner und Ulrike unterwegs, der aber in Runde drei gesprengt wurde. Lukas verschwand aus dem Paket und war von da an sehr langsam unterwegs. Ulrike folgte jetzt Bruckner wie ein Schatten. Der Abstand schwankte zwischen 0,2 und einer Sekunde. In der letzten Runde ging der zweitplatzierte der Super2000 Fulin an Ulrike vorbei und wollte auch Bruckner überrunden, der ihn jedoch in der Schikane in den Dreck schickte. Ein sehenswerter Drift von Fulin zwang Ulrike zu einer harten Bremsung um ihn nicht abzuräumen. Das kostete Zeit, aber in ausgleichender Gerechtigkeit schickte Fulin den Bruckner in der nächsten Schikane in den Dreck. Dadurch konnte Ulrike so viel Schwung mitnehmen, dass sie überholen konnte und war jetzt in Führung. Kurz danach musste dann auch Bruckner dem Räubern über die Curbs Tribut zollen und rollte mit Getriebeschaden aus. So hat Ulrike mit riesigem Vorsprung von fast 50 Sekunden ihren ersten Sieg auf dem Ford Fiesta geholt (der letzte auf Dacia datiert 2007). Die schnellste Rennrunde ist sie auch gefahren. Das war dann auch der Tagessieg aus der Addition beider Rennen und der Sprung in der Tabelle auf Platz 3. Für Statistiker: es war der erste Sieg einer Frau bei einem Europameisterschaftslauf. Ein Super-Wochenende für Ulrike, das so schon länger überfällig war.
Text: R. Stoldt

Quali in Pergusa

das Rennen – im Kampf mit Bruckner
S I E G E R