23.3.2013 – Retro Rallye Melsungen

Der Saisonstart für die ADAC Retro Rallye Serie Nord fand am 23. März in Melsungen statt. Der erste Lauf für historische Rallyeautos in der RRS Nord wird in Hessen zum 13. Mal im Rahmen der 200er Rallye “Auf nach Melsungen” ausgetragen. Das Schmankerl an dieser Rallye ist die Schotterprüfung in Rhünda. Das ist nicht nur für die sog,. “Bestzeiter” eine spannende Sache, sondern auch für uns “Historischen”. Die alten Kisten mal über den Schotter fliegen zu lassen ist schon richtig cool und kommt auch bei den Fans gut an. In Rhünda standen jedenfalls reichlich Zuschauer, Fotografen und Filmer und waren begeistert. Aber der Reihe nach.
Beim Sicherheitstraining in Embsen hatte ich ja noch mit thermischen Problemen (nein, keine Marder!!!!) zu kämpfen. Das sollte dann aber behoben sein. In der Woche vor der Rallye haben wir die Schläche geprüft, korrigiert und befestigt, den Lüfterflügel umgebaut und das ganze getestet. Kühlung lief einwandfrei. Alles Andere war ja schon fertig. Es konnte also losgehen.
Am Freitag morgen wurde der BMW 323i (E21 Bj. 1981 – also H-Zulassung…) auf den Anhänger geladen. Auf der Straße bei uns lag Schnee, auf dem Anhänger war dickes Eis und es war kalt. Ich wäre ja gern eine Schneerallye gefahren, aber mit dem alten Auto durch das Salz und das ohne anständige Reifen? Das Salz hätte ich ja evtl. noch hingenommen, aber ohne die richtigen Reifen wäre ich nicht gestartet. Aber auf der Tour von Hamburg nach Melsungen wurde der Schnee immer weniger und die Straßen waren ok für die auf dem Autos montierten Racing-Reifen (wie die auf dem Schotter greifen sollten würde ich dann noch sehen). Nach 4,5stündiger Fahrt sind wir dann in Malsfeld angekommen. Wir, das waren diesmal nicht Ronald und Jens, sondern Rosi und Jens. Nachdem Stammbeifahrer Ronald Buck keine Zeit hatte und Ersatzbeifahrer Mark Sendel andere Prioritäten hatte, musste Rosi nach mehr als 25 Jahren mal wieder auf den “heissen” Sitz. Und Sie hatte Respekt davor. Ich auch….
In Malsfeld haben wir also das Gespann auf dem Autohof abgestellt und den 3er abgeladen. Danach zur Papierabnahme, bei der Rosi dann Ihre Lizenz bekommen hat. hat lange gedauert und war eine Motorradlizenz wie sich später herausstellte… Kurz vor 21.00h dann schnell noch zur technischen Abnahme beim TÜV. Auto mit Nummern und Versanstalterwerbung beklebt und abgenommen. Nun aber schnell ins Hotel, denn dort hat der Rallyeleiter noch ein Gespräch mit den Teilnehmern der historischen Rallye anberaumt.
Der Inhalt: natürlich Politik und das alte Diskussionsthema: Wer betrügt wen, wann und womit. Motorsport ohne diese Diskussion scheint es wohl nicht zu geben. Auch im historischen Sport, greift die Materialschlacht (Reifen und Elektronik) um sich. Und dazu auch die Diskussion ob das Fahren auf Bestzeitprüfungen unter Bestzeitbedingungen mit Bestzeitenzeiten eigentlich in Ordnung ist. Da hat dann Jeder seine eigene Meinung. Ich finde das in Ordnung, wenn die (richtigen) Sicherheitseinrichtungen vorhanden sind und das Ganze nicht an und über das Limit geht. Leider gibt es wie immer auch hier “Andersdenkende”. Hoffentlich machen die das nicht kaputt. Sonst sind das dann wirklich irgendwann nur noch Gleichgültigkeitsrallyes. Aber trotzdem schön mit Gleichgesinnten zu klönen. Nach Currywurst und Pils dann ab ins Bett. Es war ein langer Tag.
Am Sonnabend Morgen dann nach einem guten Frühstück, die Klamotten ins Zugfahrzeug und den BMW anschieben. Der Batterie war es zu kalt. Und es war sehr, sehr kalt. Zum Glück gibt es dort ja abschüssige Fahrbahnen. Danach das Bordbuch holen und die Prüfungen abfahren. Für Rosi war es das erste Mal mit dem Schrieb erstellen und hat ganz gut geklappt. Sie kann ihre Schrift sogar
lesen 🙂 Wir sind alles zweimal abgefahren und haben uns nur auf der lange Schotterprüfung zurück gehalten. Das ging auf das Material. Hat aber auch schon beim Abfahren Spaß genacht. Denn die anderen Prüfungen sind, wie üblich, schnelle Asphalt-WP.
Das war dann schon der erste Test für meine Beifahrerin. Aber es ist alles dringeblieben. Also zurück zum Parc ferme und warten auf den Start um 14.49h.
Die Schotterprüfung in dem Kieswerk war im Vorjahr die letzte Prüfung und wurde tlw. im Dunkeln gefahren. Das gab wohl etwas Stress. Somit wurde diese Prüfung als Erstes gefahren.Am Start muckelte dann die Temperatur schon wieder ein wenig und ich habe lieber die Heizung aufgedreht… Als wir am Start waren, war es Rosi zu heiß und ich habe die Heizung wieder herunter gestellt (Fehler!!!).
Start. Juchhee, ab in den Schnee, ähh nein, in den Schotter. Nach einer Anfahrt über eine 2km lange Asphalt-Passage, geht es hinein in das Kieswerk. Erst ein paar Kurven im losen Schotter und dann im Drift hinauf die Serpentinen und über ein Asphalt-Stück wieder hinunter in die Kuhle… 500 Meter Schotter, zwei tiefe Fahrrinnen und schöne Absätze, noch mal durch Sand- und Steinberge hindurch, an bedrohlichen Masten, bauten und Betonbrocken vorbei wieder auf die Strasse. Was war das für ein Spaß!
Und die Ansagen von Rosi kamen auch immer besser. Aber bei dem ganzen Spaß habe ich nicht mehr auf die Wassertemperatur geschaut… Und auf dem Asphalt-Stück zurück zum Ziel stand der Zeiger dann bedrohlich weit rechts… Und wir mussten die Zeit vor dem Ziel ja abwarten, um nicht zu viele Strafpunkte zu bekommen… Mir lief das Wasser den Rücken herunter, die heizung auf Anschlag und der Zeiger geht nach rechts… weiße Wolken aus dem Motorraum und wir müssen noch warten. Das war´s dann wohl. Mit einer Abweichung von 30 100/sek. wären wir im Mittelfeld gelandet und das beim ersten Einsatz von Rosi und mir. aber leider war kurz danach Schluß. Das Wasser war komplett in Gasform entwichen. Der Notfalleinsatz von Schmelzwasser aus dem Graben, das ich mit Hilfe einer Trinkflasche durch die Strumpfhose von Rosi in das Kühlsystem eingefüllt habe, führte nicht mehr zu einer Besserung. Also Haube aufgelassen (wie in Embsen…) und den Anhänger holen. Leider hat keiner der nachfolgenden “historischen” Kollegen gefragt ob wir Hilfe brauchen (darunter auch ein Team des ADAC Hansa, deren Namen ich hier nicht nenne). Also zu Fuß zum Autohof, bei Ostwind und gefühlten 20°C minus. Zum Glück fand sich dann doch ein MENSCH der Erbarmen mit mir hatte. Also Auto aufgeladen und ab nach Hause. Das war dann die gute Nachricht des Tages.
Eine weitere gute Nachricht ist, dass dieser Einsatz für Rosi nicht der letzte war…
Text: Jens Sendel

startbereit Richtung Hessen
vor dem Start
einige mehr oder weniger scharfe Rennszenen