2.4.2011 – Stormarn Retro

So, jetzt ist es endlich soweit: Der BMW 2002tii soll seine erste Rallyetaufe bekommen.
Die Stormarn-Rallye steht an und die zweite Ausgabe als Veranstaltung der Rallye Retro Serie. Aufgeteilt in die Bereiche Nord und Süd, bietet diese Serie Fahrern (und Beifahrern) älterer Rallyeautos, eine Reihe von interessanten Rallyes.
Im Unterschied zu den “normalen” 200er Rallyes, dürfen hier nur Fahrzeuge starten, die mind. 20 Jahre alt sind. Allerdings wird nicht auf Bestzeit gefahren, sondern auf Gleichmässigkeit.
D.h. die Sonderprüfungen (die denen der 200ern entsprechen) müssen in einer vorgebenen Zeit (Schnitt 50 km/h) absolviert werden. Bei entsprechender Fahrweise 😉 können die alten Rennautos dann materialschonend innerhalb einer Rallye bewegt werden. Also geradezu ideal für Ronald und mich, dem 75er 2002tii einmal die schöne Landschaft um Trittau heraum zu zeigen.
Soweit die Vorgeschichte.

Also haben wir uns bei Open Rohlfs eingefunden und die Papierabnahme erledigt. Dann Abfahren der drei, zweimal zu fahrenden, WP´s und Erstellen des Schriebes (damit man den Schnitt schafft). Nachdem das erledigt war und man an den Treckern, Fahrradfahrern und Spaziergängern mit Hunden vorbeigekommen ist, ging es wieder nach Trittau zur techn. Abnahme. Das ist für die Retros nicht ganz so wild: Überrolleinrichtung (Bügel reicht), Feuerlöscher (2kg), 3-Punktgurt und ein Helm mit entsprechender Kennzeichnung und es kann losgehen.
Bei der Storman-Classic, das ist wieder etwas Anderes, sind ein paar mehr Autos am Start. Damit würde ich aber nicht wirklich schnell fahren wollen. Höchstens mit geöffnetem Dach oder mit einem Grinsen im Gesicht… Wir von der RRS Nord sind ganze 10 Autos: Renault Alpine 110, Escort RS 2000, NSU TT usw. und unser 2002tii aus 1975. Wir waren gespannt. Für mich war es die erste (mein Freund Horst-Lars nennt es “Gleichgültigkeitsrallye”) Rallye mit Sollfahrzeiten. Die gute alte Ori-Zeit einmal davon ausgenommen.
Um 13.55h erfolgte der Start und es ging zur WP1 Finkhorstberg. A-E Prüfung. Schön schnell. Aber wir haben unsere Sollzeit. Schnitt 50 km/h. Also ran an den Speck. Natürlich “juckt” es und die alten Kisten wollen ja auch bewegt werden. So hatte man uns schon vorher gewarnt, aufzupassen, wenn man an der E-Vorankündigung ankommt: Dort könnte Fahrzeuge stehen… So war es dann auch. Bevor man sich versieht, kommt man an das Schild “geflogen” und – oh Schreck: Da steht ja Einer… Also Anker werfen und erinnern, dass man hier nicht auf Bestzeit fährt sondern auf Schnitt.
“Ronald, sage mir bitte 30 Sek. vorher Bescheid…” und dann habe ich versucht die Zeitschranke irgendwie zu treffen. Die Kollegen erledigen dass mit einer Abweichung von 00:00,1 bis 00:00,8 während das Team Sendel/Buck ganz locker 00:03,1 daneben liegt. Ob schneller oder langsamer weiß ich jetzt nicht. Aber das sind Welten. Falsche Stoppuhren im Auto?? Egal.
Ab zur WP 2 Mollhagen. Was für eine Freude mit dem BMW mit einem Schnitt von knapp über 50km/h die Prüfung abzufahren… Wenn das Auto nun bloss noch eine Sperre hätte… Ergebnis war wieder w.o. Es stand wieder einer da. Der weiße Escort. Und ich musste wieder halten. Und dann ein paar Sekunden kassieren…. Das müssen wir wohl üben, Ronald. Wir Beide.
Jetzt aber zur 3 und in den Rundkurs. Ach wie ich mich freue. Am Start möchte Jemand, der hier ungenannt bleiben soll, mein Auto kaufen. Direkt von der Prüfung weg. Und hat schon Buskarten für uns. Ich glaube das beschäftigt mich die ganze WP lang… Also WP 3 Stemwarde. Rundkurs 2,3 Runden
mit einem Schnitt von 50… das sind so schlappe 10 Minuten… Oh weh, die Bremsen rauchen etwas viel. Da ist wohl auch noch Nacharbeit notwendig. Aber es geht gut. Und macht Spaß. Das mit den 10 Minuten schaffen wir gerade eben 🙂 und liegen dennoch wieder weit neben den Zeiten der Cracks, die uns später “rücklaufende Uhren” empfehlen. Also gut.
Regrouping. Schnelle Wurst auf die Hand und los geht’s. WP4 mit gebremsten Schaum, weil… nun, die Bremsen. Man fährt ja ganz anders, wenn man versucht nicht zu Bremsen. Macht auch Spaß, ist aber ganz anders. Sauberer, überlegter und langsamer. Aber wir schaffen den Schnitt.
Die Abweichung statt 3 jetzt nur noch 1 Sekunde. Aber damit sind wir GANZ vorne. Oder hinten. Kommt auf den Blickwinkel an. WP 4 im gleichen Stil, geht ganz gut, aber mehr Bremse und ein wenig gesperrtes Differential wären jetzt ganz nett. Der Escort fällt aus. Sorry. Wir werden also nicht mehr Letzter. Der Fahrer des Escorts ist ein reifer Herr in den 70ern. Ronald und ich sind happy: Das heisst noch 20 Jahre Motorsport für uns!!!
Dann WP 6. Mein Rundkurs mit Spitzkehre (ohne Bremse und Sperre…). Besagter Interessent betont noch einmal, dass die Busfahrkarten bereit liegen. Aber da ist wohl noch nicht das letzte Wort gesprochen. Beim Preis. Obwohl meine Frau hat schon ´mal gesagt: Er oder ich….
WP6 haben wir dann trotz der Bremse geschafft und waren etwas vorsichtiger mit unserem Schnitt. Diesmal statt 1,8 Sek. daneben jetzt ganze 3,1. Bei den Gleichgültigen sind wir damit jenseits von Gut und Böse. So als ob man bei der richtigen Rallye, 2 Tage später angekommen ist…
Aber es war ein schönes Erlebnis, das über 36 Jahre alte Auto mit einem 50er Schnitt durch die norddeutsche Tiefebene zu bewegen. Nach dem ersten Einsatz im letzten Jahr, bei der mein Sohn mir gezeigt hat, wie schnell der 02 sein kann :-), jetzt also die Rallye-Taufe.
Fazit. Super. Wir kommen wieder. Wir machen die RRS weiter, weil es so schön ist. Und wir kaufen uns bei Conrad Electronic ein paar Uhren, die rückwärts und vorwärts zählen. Und dann üben wir noch, wann und wo man den Startknopf drückt, damit da nicht auch noch Zeit draufgeht bzw. verlorengeht wenn man nicht drückt, wenn das Auto die Zeitschranke “trifft”.
Mann ist das kompliziert.

Text: Jens Sendel